Der hl. Rupertus mit dem Salzfass

Loreto, 24.9.1993

 

Heute feiert die Salzburger Erzdišzese das Fest ihres ersten hl. Bischofs, des hl. Rupertus. Er ist unser Dišzesan- und Landespatron, er ist nach den StŸrmen der Všlkerwanderung der Glaubensbote, der hier den christlichen Glauben verkŸndet und die Kirche Christi aufzubauen begonnen hat.

Ich mšchte diesmal nicht Ÿber den Heiligen und seine segensreiche Wirksamkeit, sondern Ÿber das Attribut, Ÿber das Symbol predigen, mit dem der hl. Rupertus in der christlichen Kunst dargestellt wird. Es ist das Salzfass. Ich meine, es habe uns gar manches zu sagen Ÿber das kostbare Erbe, das wir alle zusammen mit dem hoffentlich bald kommenden neuen Nachfolger des hl. Rupertus zu verwalten haben gemŠ§ dem Dichterwort: ãWas du ererbt von deinen VŠtern, erwirb es, um es zu besitzen!Ò

Was sagt uns also das Salzfass in der Hand des hl. Rupertus?

1.    Es erinnert uns an die wirtschaftliche Pionierarbeit des Heiligen: Als er in unser Land kam, um hier als Glaubensbote das Evangelium Christi zu verkŸnden und zu missionieren, erschloss er  u.a. auch, so berichtet die †berlieferung, das durch die Všlkerwanderung verfallene Salzbergwerk am DŸrrnberg bei Hallein wieder und erschloss damit eine Ÿberaus wertvolle wirtschaftliche Lebensquelle. Rupertus leistete mit seinen Mšnchen auch auf verschiedenem anderen Gebiet wirtschaftliche Pionierarbeit und fšrderte den wirtschaftlichen Wohlstand durch Arbeitsbeschaffung in der †berzeugung, dass die zum Christentum bekehrten Heiden die Gebote Gottes nur dann halten kšnnen und nur dann wahrhaft christlich leben kšnnen, wenn ihnen die nštige materiell-wirtschaftliche Existenzgrundlage fŸr ihren Lebensunterhalt zur VerfŸgung steht. So denken wir also beim Salzfass des hl. Rupertus zu allererst an die Rodungs- und Pionierarbeit, die der hl. Rupertus mit seinen Mšnchen in diesem unserem Land geleistet hat. Jeder Kenner der Salzburger Landesgeschichte wird diese Leistung des hl. Rupertus und seiner GefŠhrten und seiner ersten Nachfolger anerkennen und wird sich an das Loblied erinnern, das der fromme deutsche Dichter Friedrich Wilhelm Weber in seinem Epos ãDreizehnlindenÒ den Mšnchen gesungen hat. Rupertus zeigte in Predigt und Tat WŸrde, Wert und Segen der Arbeit als Auftrag Gottes an den Menschen auf! Er hielt sich an den benediktinischen Lebensgrundsatz: ãOra et labora! Bete und arbeite!Ò

2.    Aber blo§es Arbeiten und Schaffen, Schuften und Raffen wŠre zu wenig fŸr ein menschenwŸrdiges Leben. Wir wissen ja um das Christuswort: ãNicht vom Brote allein lebt der Mensch...Ò Der Mensch braucht auch Nahrung fŸr seinen Geist in Kultur, Wissenschaft und Kunst. Wie das Salz der Speise die rechte WŸrze gibt so ist die WŸrze des Lebens die Kultur, in der sich das Wahre und Schšne verkšrpert. Wie viel aber hat doch auch in dieser Hinsicht der hl. Rupertus mit seinen Mšnchen und mit seinen Nachfolgern fŸr das Salzburger Land geleistet! Wer brachte denn mit dem christlichen Glauben auch christliche, abendlŠndische Kultur in unser Land? Wer brachte denn neben der christlichen Gesittung und Herzensbildung auch Geistesbildung unserem Volke? Die Kirche war es mit ihren Kloster- und Domschulen und ihren Bibliotheken, in denen sie das kostbare literarische Erbe der Antike bewahrte und Ÿberlieferte zusammen mit dem Wort Gottes in der hl. Schrift und in den ersten Werken der KirchenvŠter. Bildung und Kultur! Ja, auch wenn man es heute nicht mehr gerne zugeben will, sie gehen in unseren Landen weithin auf das Konto der Kirche, konkret in unserem Salzburger Land auf das Konto des hl. Rupertus und seiner Nachfolger, die die ersten Schulen bauten und zuletzt, vor 350 Jahren in der gro§en Persšnlichkeit Paris Lodron auch die den Benediktinern anvertraute UniversitŠt grŸndeten. Und was wŠre unsere Bischofstadt und Landeshauptstadt Salzburg, wenn die Bischšfe nicht die gro§en Bauherren gewesen wŠren, die gro§artige sakrale und profane Bauten auffŸhrten und sich als Fšrderer von Kunst und Wissenschaft bewŠhrten. Salz des Geistes, christliche, abendlŠndische Kultur und Bildung, auch sie sind ein Erbe des hl. Rupertus, das uns in seinem Salzfass versinnbildet ist!  Mšge doch aus unseren Schulen nicht der christliche Geist weichen! Mšge die jubilierende UniversitŠt, auch wenn sie nun staatliche UniversitŠt ist, ein Hort der Wahrheit und christlicher, abendlŠndischer Kultur sein und bleiben!

3.    Viel mehr noch als die wirtschaftliche und kulturelle Pionierarbeit des hl. Rupertus und seiner Helfer und Nachfolger sehe ich in seinem Salzfass das verkšrpert, was der Priester meinte, wenn er bisher bei der hl. Taufe dem TŠufling Salz in den Mund legte mit den Worten: ãEmpfange das Salz der Weisheit, es bringe dir Gnade zum ewigen Leben.Ò

Auch das gro§artigste Wirtschaftswunder kann zu einer Gefahr des Niedergangs werden. Wir kennen ja heute in Stadt und Land schon das, was man paradoxerweise Wohlstandsverwahrlosung nennt! Und alle Kultur und Kunst kann zu einer seelenlosen Fassade werden, wenn dem Menschen die wahre Weisheit der gšttlichen Offenbarung in der Frohbotschaft Christi und das gšttliche Leben der Gnade abgeht und er in ungehemmter sexueller Lustbefriedigung sittlich verkommt und verfault, weil ihm jenes ŸbernatŸrliche Salz fehlt, das ihn vor der FŠulnis des Lasters bewahrt, ihm Ÿber das kurze Erdenleben hinaus Weg und Ziel zum wahren GlŸck angibt und ihm die wahre Hšhe und Tiefe der MenschenwŸrde schenkt, den Adel der Gotteskindschaft, das gšttliche Leben der Gnade, diese notwendigste Voraussetzung fŸr den wahren Wert eines Menschen in den Augen Gottes und diese Grundbedingung fŸr die Erlangung des ewigen Lebens und ewigen GlŸcks im Himmel  nach dieser kurzen Erdenzeit! ãEmpfange das Salz der Weisheit, es bringe dir Gnade zum ewigen Leben!Ò Wenn der Priester bei der Taufe diese Worte zum TŠufling sprach und sie voll und ganz Geltung haben, so darf ich beim Salz im Salzfass des hl. Rupertus auch an die kostbare Gabe des christlichen Glaubens, an die Taufe und Taufgnade und an alle anderen Sakramente denken,  die dem Menschen das gšttliche Leben der Gnade vermitteln, erhalten und entfalten, vermehren und ernŠhren oder wiederschenken, wenn es durch die TodsŸnde verlorengegangen war.  So ist uns das Salz im Salzfass des hl. Rupertus auch Hinweis auf all das Gro§e und BeglŸckende das wir mit dem Begriff ã†bernaturÒ zusammenfassen, in die der lebendige Christ, der Mensch im Gnadenstand hineingehoben ist. Von solchen Menschen gilt dann das Wort des Herrn in der Bergpredigt: ãIhr seid das Salz der Erde!Ò

4.    Hier werden wir dann aber auch an unsere Verantwortung als Christen erinnert, wenn wir von dieser unserer Aufgabe hšren, Salz der Erde zu sein: Wie das Salz die Speisen schmackhaft macht, so soll der echte wahre Christ den anderen, den Abseitsstehenden, die Speise des Wortes Gottes, den christlichen Glauben, schmackhaft machen durch das Apostolat des guten Beispiels, des guten Wortes und der guten Tat! Und wie das Salz FŠulnis fernhŠlt, so sollte der echte, ganze Christ auf FŠulniserreger in der Gemeinschaft, in der er leben und wirken muss, achten und sie auszuschalten suchen!

Und wie das Salz unscheinbar, anspruchslos, selbstlos ist, denn es schwindet ja und verschwindet bei seiner Anwendung, so soll der echte, ganze Christ frei sein von jeder †berheblichkeit, er soll bescheiden und demŸtig sein und nur einen Ehrgeiz kennen, nŠmlich den, allzeit bereit zu sein, um in Liebe zu helfen und zu dienen. Und wie das Salz zuletzt auch an das Opfer erinnert, zu dem es im Alten Bund unbedingt dazugehšrte nach dem Wort bei Mk 9,49: ãJedes Opfer wird mit Salz gesalzen!Ò, so sollte sich jeder echte, ganze Christ nach der Forderung des Herrn in der Bergpredigt immer daran erinnern: ãSalz der ErdeÒ sein hei§t Salz fŸr die Erde sein in Opfer- und SŸhnebereitschaft fŸr die anderen!

 

Hier gehšrt nun aber auch an das Wort Christi vom schalgewordenen Salz erinnert: ãEs taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Menschen zertreten wird!Ò (Mt 5,13). Kommt das Christentum, die Frohbotschaft Jesu Christi, nicht gerade deshalb heute bei so vielen nicht mehr an, weil die Christen, leider auch sogar jŸnger Christi im Priest- und Ordensstand, schalgewordenes salz sind, unglaubwŸrdig sind in ihrem Leben und Wirken?

Sorgen wir alle zusammen, liebe BrŸder und Schwestern im Herrn, dass das Salz im Salzfass des hl. Rupertus nicht schal wird, dass der christliche Glaube, den Rupertus unserem Volk und Land gebracht hat, nicht unglaubwŸrdig wird durch unsere GlaubensschwŠche und Lieblosigkeit! Helfen wir dem kommenden Nachfolger des hl. Rupertus, wer immer das auch sein wird, durch unsere Glaubenstreue, durch unser Leben aus dem Glauben und in der Liebe und durch unsere hilfsbereite und opferbereite Mitarbeit, dass es ihm, dem neuen Erzbischof gelingen mšge, das Erbe des hl. Rupertus unverfŠlscht und unverdorben der kommenden Generation weiterzuleiten!

Auf dem Salzburger Provinzialkonzil des Jahres 1537, also kurz nach Ausbruch der Reformation, auf dem Ÿber die Behebung sittlicher MissstŠnde im Volk und im Klerus beraten wurde, wurde ein erschŸtterndes Schluss Kommunikee, wie wir heute sagen wŸrden, herausgegeben, das ungemein aktuell ist und so lautet:

ãHŸte dich, Deutschland! In dir blŸhte einst ein starker Glaube, eine einzigartige Gottesfurcht und NŠchstenliebe und hohe Ehrenhaftigkeit. Die Religion war dir heilig und unantastbar. Sorge dafŸr, dass es dir, nachdem du den heiligen Glauben deiner VŠter verlassen hast, in jeder kirchlichen Zucht verweichlicht bist und jeder fleischlichen Lust die ZŸgel hast schie§en lassen, nicht so ergeht..., dass das Reich Gottes von dir genommen und einem anderen Volke gegeben wird, wŠhrend bei dir rei§ende Wšlfe sich einnisten! Denn schon ist sonnenklar zu erkennen, dass Christus (die Sonne des Heils) auf fernen, bisher noch všllig unbekannten Inseln aufgeht!Ò